Der Essenslieferant nutzt ein Navigationssystem, das innerhalb weniger Sekunden die kürzeste Route zu seinem Ziel berechnet. Der Headhunter bedient sich komplexer Algorithmen, um mögliche neue Mitarbeiter für sein Unternehmen zu finden. Roboter und Künstliche Intelligenz (KI) beeinflussen bereits jetzt unsere tägliche Arbeit. Dabei spielt es kaum eine Rolle, wie diese Arbeiten aussehen: Die Tätigkeit am Laufband wird heutzutage ebenso von lernenden Maschinen mitgesteuert wie maßgebliche Entscheidungen im Management. Vielfach verrichten Künstliche Intelligenzen ihre Arbeit aber im Verborgenen, sodass wir ihre Aktivität nicht bemerken.
Klar ist: Die technologische Weiterentwicklung Künstlicher Intelligenz wird kaum aufzuhalten sein. Die Aufgaben, die sie übernimmt, werden zukünftig immer vielfältiger und komplexer. Aber bedeutet das auch, dass Maschinen bald einen Großteil der menschlichen Arbeitskräfte ersetzen werden und wir arbeitslos sind? Oder, ganz im Gegenteil, ermöglichen uns intelligente Maschinen noch mehr Jobs?
Niemand kann die Zukunft exakt vorhersehen. Aber anhand des Status Quo lassen sich einige Rückschlüsse auf die kommenden Jahre und Jahrzehnte ziehen.
1. Künstliche Intelligenz ist noch nicht intelligent
Die Automatisierung hat in den vergangenen Jahrzehnten einige Berufe obsolet gemacht: Je „mechanischer“ die Anforderungen an die Tätigkeit waren, das heißt je repetitiver sie einmal erlernte Muster wiederholten, desto schneller konnten sie automatisiert werden. Es ist daher davon auszugehen, dass auch Künstliche Intelligenz einige Jobprofile grundlegend ändern wird.
Die Fortschritte in Zukunftsfeldern wie der Robotik oder dem Machine Learning (ML) sind in der Tat bemerkenswert. Selbstfahrende LKW und Autos scheinen in greifbarer Nähe, Google arbeitet über seine Firma Boston Dynamics an Robotern mit menschenähnlichem Bewegungsablauf. Dazu sei gleich gesagt: Die Entwicklung von Robotern passiert momentan häufig über kostenintensive Pilotprojekte. Bis zur Anwendbarkeit im Alltag und bis zur Serienreife werden es viele Projekte nicht schaffen – und selbst wenn, wird bis dahin noch einige Zeit vergehen.
Viel wichtiger ist aber: Menschliche Intelligenz ist weiterhin bedeutend bemerkenswerter als Künstliche Intelligenz und kann von Maschinen nicht annähernd in ihrer Komplexität nachgeahmt werden. In einem Artikel zur KI-gesteuerten Texterstellung haben wir uns angeschaut, wie weit selbst top-aktuelle Tools zur automatisierten Texterstellung noch davon entfernt sind, menschliche Autoren zu ersetzen. KIs werden in der Simulation menschlicher Intelligenz zwar immer geschickter, aber es werden noch viele Jahre vergehen, bis sie sich auf Augenhöhe mit menschlichen Arbeitskräften messen können.
2. KI erleichtert menschliche Arbeit
Der Artikel zum KI-generierten Content zeigt aber auch eindrücklich, dass eine friedliche Koexistenz von Mensch und Maschine möglich ist – und vermutlich auch der häufigste Anwendungsfall sein wird. Wir sollten Künstliche Intelligenzen nicht als Bedrohung, sondern als wertvolle Ergänzung unserer Arbeit ansehen. Sie unterstützen uns beispielsweise bei folgenden Tätigkeiten:
- Wiederkehrende Aufgaben: KIs können nicht nur arbeitsintensive Routineaufgaben automatisiert übernehmen, sondern dank maschinellem Lernen sogar auf neue Situationen reagieren, zum Beispiel über Named Entity Recognition im Kundensupport.
- Technische Überwachung: Über intelligente Sensoren lassen sich beispielsweise Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Belegung von Räumen und Gebäuden erfassen. Sie eignen sich auch für Systeme, die regelmäßig gewartet werden müssen, um Alarm zu schlagen, wenn die gemessenen Werte vorab definierte kritische Zonen erreichen.
- Lagerverwaltung: Ein intelligentes Lager registriert dank historischer Daten und maschinellem Lernen einen günstigen Zeitpunkt, um Artikel nachzubestellen, und gibt diese Informationen an den (menschlichen) Einkäufer weiter.
In allen diesen Fällen wird eine Künstliche Intelligenz menschliche Arbeitskraft nicht überflüssig machen, sie ermöglicht aber die Fokussierung auf andere Aufgaben, und zwar überwiegend verantwortungsvollere Arbeit. In allen oben genannten Beispielen braucht es menschliche Arbeitskräfte, die einerseits die Künstliche Intelligenz richtig konfigurieren und andererseits überwachen und das große Ganze im Blick behalten.
3. KI ermöglicht neue Jobs
Im Zuge der Einführung von Künstlichen Intelligenzen entstehen daher zahlreiche neue Arbeitsfelder. Die KIs müssen entwickelt, auf ihre jeweiligen Zwecke angepasst und überwacht werden.
So könnten die Jobs von morgen aussehen:
- KI entwickeln und weiterentwickeln: Als Machine Learning Engineer, Deep Learning Engineer oder Algorithm Developer formen Sie die Künstliche Intelligenz mit.
- Produkte mit KI entwickeln: Bestimmen Sie, in welchen Anwendungen die KI zum Einsatz kommt, sowohl in Software (zum Beispiel Tools zur automatisierten Texterstellung) als auch in Hardware (zum Beispiel Sensoren).
- Datenanalyse: Einerseits werden für maschinelles Lernen große Mengen an Trainingsdaten benötigt, andererseits produzieren KIs selbst Unmengen von Daten, die überwacht und ausgewertet werden müssen. Der Bedarf an Data Scientists wächst enorm.
Das heißt: Auch wenn einige heutige Berufe bald in Vergessenheit geraten werden, treten neue an ihre Stelle. Ob sich dadurch in der Gesamtzahl der Arbeitsstellen überhaupt signifikante Änderungen ergeben, ist nicht abzusehen. Sicher ist nur, dass beinahe sämtliche Jobs einem stetigen Wandel unterliegen.
Nur der Wandel ist sicher
Die bisherigen Entwicklungen deuten darauf hin, dass der Wandel nicht ganz so disruptiv wird, wie von einigen Propheten vorhergesagt. Es kann aber auch nicht schaden, sich angesichts dieser abzusehenden Entwicklungen mit den technischen Fortschritten am eigenen Arbeitsplatz zu beschäftigen.
Denn die Berufsbilder, wie wir sie heute kennen, unterliegen einem stetigen Wandel, der in den letzten Jahrzehnten an Geschwindigkeit zugenommen hat. Künstliche Intelligenzen sind nicht die Auslöser dieses Wandels, sondern nur ein Teil davon. Manche Jobs ändern sich schneller als andere, aber wir können nicht davon ausgehen, von der Ausbildung bis zur Rente nicht mehr dazulernen zu müssen. Dafür ändert sich die Arbeitswelt zu rasant: Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Industrie 4.0 werden die Zukunft prägen.
Fortschritt ist aber nicht nur Gefahr, sondern auch Chance – auf weniger repetitive Aufgaben, verantwortungsvollere Tätigkeiten und neue Berufsfelder, von denen wir heute nur träumen können.
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